Lauf, Florian, lauf – als plötzlich Forrest Gump dastand

Flo mit Tom Hanks

Es immer ein ganz guter Test: Wenn mein nicht sehr promi-interessierter Papa einen Hollywoodstar auf einem Foto erkennt und womöglich noch dessen Namen weiß, dann kennt ihn die ganze Welt. Tom Hanks ist so einer. Oder muss ich hier echt wem erzählen, dass das der Hauptdarsteller aus Forrest Gump, Da Vinci Code, Verschollen, Soldat James Ryan, Email für dich, Illuminati, Schlaflos in Seattle, Apollo 13, Green Mile oder Terminal ist?

Ja, diese Woche hab’ ich Tom Hanks getroffen. Und da bin ich ziemlich reingestolpert. Als ich in der Früh unter den amerikanischen Morningshows herumgezappt habe, hab’ ich ihn noch bei „Good Morning America“ auf ABC gesehen – das ist der große Mitbewerber von „meinem“ Sender NBC. „Verdammt“ hab’ ich mir noch gedacht, da haben sie uns einen guten Gast weggeschnappt.“ Weiter hat mich Tom Hanks dann nicht mehr beschäftigt. Bis ich an dem selben Tag am späteren Abend die NBC-Studios verlassen will, weil der Arbeitstag lang genug war.

Ich bin nur deswegen noch einmal vom siebten Stock ins Studio runtergefahren, weil ich mich von einem Kollegen persönlich verabschieden wollte, der meistens im Washington-Büro von NBC arbeitet, an dem Tag aber im Rockefeller Center in New York war. Und wer steht da – als wäre er einer der NBC-Belegschaft in den Kulissen von Studio 3A? Tom Hanks! Gerade fertig von einer Showaufzeichnung mit Chris Matthews und wartend darauf, dass ihn jemand zurück zur Garderobe bringt.

Ich sag’ schnell Hallo und dass ich ein Österreicher bin – damit fällt man auf hier. Und Tom Hanks will wissen, was wir über Donald Trumps Kandidatur denken. Herrn Trump mag er nicht so wahnsinnig. Ein Selfie noch und schon ist die Aufnahmeassistentin da, die ihn rausbringt. Am Weg zu seinem Chauffeur bleibt Hanks dann noch bei einer anderen Gast-Garderobe stehen – und ruft rein „Hey Governor!“ John Kasich, der wahrscheinlich größte parteiinterne Gegner von Donald Trump und Governor von Ohio ist zufällig auch grad im Haus für eine Interview-Aufzeichnung.

Meine Frau und mein Trauzeuge Andy sagen nach solchen Vorfällen immer: „Flo, das kann nur dir passieren“. Unsere ehemalige First Lady Margit Fischer hat mich versehentlich schon einmal „oben ohne“ gesehen, aber dazu vielleicht ein anderes Mal…

An meinem zweiten Tag bei NBC hat mich mein Arbeitskollege Steve mit den Worten begrüßt: „Hey, Florian, you just missed Usher!“ (Du hast gerade Usher verpasst.) Manchmal entgeht mir also auch jemand, obwohl ich Usher dann zufällig noch beim Aufzug gesehen habe, als er mit dem Liftholen gekämpft hat. Aber lassen wir das. Und von meiner Zufallsbegegnung mit Will Smith hab’ ich euch ja schon einmal erzählt.

Wir sind hier eben in New York, NBC ist einfach ein Fernsehgigant und entsprechend sind hier auch viele bekannte Leute im Haus. Alicia Keys zum Beispiel war letzte Woche in der Today Show, also dem amerikanischen Café Puls. Und weil sie seit ein paar Wochen konsequent kein Make-Up mehr trägt, hat sie Moderationskollegin Tamron Hall einfach abgeschminkt – und dann sind sie beide ungeschminkt auf Sendung gegangen – das gibts in Zeiten von porentiefem HD-Fernsehen eher selten.

Vor ein paar Tagen war ich am Flugzeugträger Intrepid, wo Hillary Clinton und Donald Trump mit Veteranen diskutiert haben. Da ist auf einmal eine blonde Dame auf mich zugesteuert und hat mich gefragt, wo die Green Rooms, also die Aufenthaltsräume für die Präsidentschaftskandidaten sind, bis sie auftreten. Ich habe schon Luft geholt und wollte ihr sagen, dass sie dort wohl eher nicht einfach so hin kann bis ich ihr Gesicht erkannt habe. Es war Kellyanne Conway, einer der heißbegehrtesten Interviewgäste – sie ist die neue Wahlkampfleiterin von Donald Trump, die ihrem Kandidaten wohl noch die letzten strategischen Infos vor seinem Auftritt geben wollte. Ich hab’ ihr dann doch den Weg zur Garderobe gezeigt.

Richtig beeindruckt hat mich gestern Chelsea Clinton, die erwachsene Tochter von Hillary. Die Kandidaten fahren in den letzten zwei Monaten vor der Wahl jetzt alles auf – und da touren auch die Familienmitglieder durchs Land. Ich war mit Chelsea in der kleinen Stadt Scranton im Schlüsselstaat Pennsylvania. Einmal am Tag gibts mit den Kandidaten (oder Familienmitgliedern), die man begleitet, dann was die Amerikaner „gaggle“ nennen. Da werden alle Reporter in einen Raum gebracht und in dem Fall Chelsea lässt sich von allen dann ein paar Fragen stellen.

Die junge Frau Clinton macht das taktisch extrem geschickt – und anders als die anderen, die ich bisher begleitet hab. Sie gibt jedem die Hand, stellt sich als „Chelsea“ vor und fragt nach dem Namen des jeweiligen Gegenübers. Bei Florian musste sie zweimal nachfragen, weil der Name den Amerikanern nicht so leicht über die Lippen geht. Die Nachfrage, ob ich Franzose bin, hab ich schon des öfteren gehört. Und wenn sie dann Fragen beantwortet, spricht sie den Fragenden immer richtig an. Dieses Namensgedächnis hätte ich gern! Da komm’ ich eher nach meinem Papa mit den Hollywoodstars – aber ich übe. Wer weiß, wer einem hier noch aller über den Weg läuft.

Autor: Flo Danner