Hilfe, mein Kind will snowboarden – Experteninterview!

“Die sitzen ja sowieso nur auf der Piste herum”, “Snowboarden ist ganz schlecht für die Knie”, “Snowboarden stirbt aus”, “Snowboarder sind die ärgsten Pistenrowdies” – Das ist nur ein kleiner Auszug aus den Sätzen, die ich seit ungefähr 20 Jahren in JEDER Wintersaison höre, selbst die eigene Verwandtschaft macht vor Snowboard-Vorurteilen nicht Halt.

Trotzdem oder gerade deswegen feiere ich meine liebste Wintersportart immer noch sehr. Ich fahre zwar auch (halbwegs gut) Ski, Snowboarden hat mir aber immer schon mehr Spaß gemacht. Allein schon wegen der viiiiiiel bequemeren Schuhe ;-). Als die Kinder mit dem Skifahren begonnen haben, bin ich natürlich auch vorübergehend auf zwei Bretter umgestiegen. Mittlerweile ist es ihnen aber egal, worauf ich den Berg hinunterfahren – Hauptsache oft und schnell.

Im letzten Winter hat sich Theo dann entschlossen, auch mit dem Snowboarden zu beginnen.

Anfangs sitzts einen schon noch hin und wieder auf den Popo, aber schon nach ein paar Stunden klappts mit den Schwüngen.

Doch worauf kommt es denn wirklich an, wenn die Kids aufs Snowboard umsteigen  oder gleich als Kleinkind damit beginnen wollen? Ab welchem Alter macht es Sinn zu starten? Und worauf kommt es bei der richtigen Ausrüstung an?

Theos erste Versuche am Board schauen schon ganz gut aus

Ich behaupte zwar, mich halbwegs gut in der Materie auszukennen, hab aber trotzdem einen Profi gefragt und durchaus erstaunliche Antworten bekommen.

Peter Wagner (46), besser bekannt als “Beda”, ist ein oberösterreichisches Snowboard-Urgestein. Nicht etwa, weil er so alt ist, NEIN, sondern weil er neben seinem Snowboardshop betaboards.at immer wieder Kinder-Schnuppertage anbietet, selbst bei den ersten Schneeflocken am Brett steht und mit vielen Top-Athleten der Branche zusammenarbeitet. Er kennt den Sport quasi schon seit es ihn gibt…;-)

Peter Wagner, Snowboarder aus Leidenschaft und Boardshop-Besitzer; Credit: Peter Wagner

  • Peter, erzähl mal, wie bist du denn überhaupt zum Snowboarden und zu deinem eigenen Store gekommen? 
    Mein jüngerer Bruder hat  ein Jahr vor mir begonnen, ich bin auch schon Skateboard gefahren und dann hat es nicht mehr lange gedauert, bis mich die Leidenschaft gepackt hat 😃. Der Entschluss einen Shop zu eröffnen ist aus dem Frust im normalen Berufsleben gekommen. Ich wollte meine Vision und Idee eines Snowboardshops verwirklichen und es jedem ermöglichen, snowboarden zu können.

  • Ich hör immer wieder “Snowboarden stirbt eh aus” – wie siehst du das? Ist es nur mehr ein Sport für Snowboard-Nerds?
    Diesen Sager kenn ich nur zu gut seit 30 Jahren :-D. Der Satz kommt zumeist von Leuten, die in einem klassischen Sportgeschäft arbeiten, fachlich schlecht ausgebildet oder beim heimischen Skiverband tätig sind. Veränderung ist für viele Menschen, vor allem in der Skination Österreich, schwer. Weltweit fahren mehr Menschen Snowboard als Ski. In der 3ten Pakistanischen Cricket Liga spielen mehr Leute mit als in Österreich Ski fahren. Die Zahlen sprechen auch eine klare Sprache. Die meistverkauften Boards bei mir im Shop sind Kinderboards zwischen 70 und 120 cm. Die Zukunft schaut somit sehr gut aus.

  • Die häufigste Frage, die mir gestellt wurde ist, wann es für Kinder am besten ist zu starten?
    Jederzeit. Warum sollte es anders sein als bei anderen Sportarten. Meine jüngste Kundin ist 18 Monate.

  • Viele Skischulen bieten Snowboardkurse erst ab acht Jahren an, weil es vorher scheinbar nicht gesund für die Knie ist. Dein Statement dazu?
    Und Skifahren geht nicht auf die Knie? Solchen Aussagen kann ich gar nichts abgewinnen. Ich glaube, es mangelt einfach an Interesse bei den Skischulen, Snowboardkurse schon für kleinere Kinder anzubieten. Es fehlt ihnen an gut ausgebildeten Leuten und Verleihmaterial, in das sie nicht investieren wollen.  Um auf ein Snowboard die Bindung mit den Boots korrekt zu montieren, braucht es Zeit, Erfahrung und Wissen, und das fehlt. Der erste Tag auf dem richtigen Board ist der Wichtigste!

  • Ausrüstung ist teuer: Worauf muss ich achten, wenn ich meinem Kind das erste Set kaufe? Bzw. worauf muss ich achten, wenn ich die Ausrüstung ausleihe?
    Gleich zum Profi und Termin bei mir ausmachen. Wir bieten auch günstigere Gebrauchtware an, bei uns kann man auf die nächste Größe tauschen und das erste Mal snowboarden kostet bei uns nichts. Verzeih, aber ich gebe hier keine Tipps, die dann falsch interpretiert werden du zu falschen Käufen führen. Es gehören viele Faktoren dazu, um das richtige Board auszuwählen und die kann man nicht in ein paar wenigen Sätzen zusammenfassen.

    Einen Tipp kann ich aber geben: BEIDE Boots mit Snowboardsocken probieren und ein paar Minuten anlassen um zu sehen, ob sie wirklich 100% passen. In diesen steht man ja den ganzen Tag.

  • Wenn ich nicht in Oberösterreich lebe, wo werde ich gut beraten? 
    Puhh sehr schwierig: Seidl in Salzburg und Alton in Feldkirch.

  • Was ist dein Nummer 1-Tip für blutige Anfänger?
    Lächeln und Termin bei uns ausmachen, weil bei uns das erste Mal Snowboarden nichts kostet.

  • Welche sind deiner Meinung nach die besten Snowboard-Gebiete in Österreich? Für Anfänger? Für Fortgeschrittene?
    Die Frage ist schwer bis gar nicht zu beantworten, weil jeder was anderes will. Für Anfänger kann ich den klassischen Übungshang mit Schlepplift, wie zum Beispiel in Kirchschlag bei Linz empfehlen. Warum am Anfang in ein Riesengebiet fahren? Ich persönlich mag das Kitzsteinhorn sehr, weil dort vom Park bis zu Freeride-Möglichkeiten alles zu finden ist.

  • Mein Kind möchte heuer die ersten kleinen Kicker und Rails ausprobieren. Worauf muss er beim Springen achten? Und welchen ersten Trick würdest du ihm empfehlen?
    Zuerst einmal ordentlich fahren können, Helm aufsetzen, brav in die Knie gehen, Schwerpunkt mittig über dem Board halten und beim Ausprobieren Spaß haben. Erster Trick: Ein Ollie wie beim Skaten,  um ein Gefühl für den Flex des Boards zu bekommen.

Bei Peter gibts für jeden und jede das passende Board – seine jüngste Kundin ist 18 Monate jung; Credit: Peter Wagner

Danke, Peter, das war wirklich sehr aufschlussreich. Vielleicht wage ich mich ja auch wieder einmal an ein paar Sprünge, wer weiß…

Alle Infos zu Kontaktmöglichkeiten, Öffnungszeiten, Angebot usw. gibts auf https://betaboards.at/

Ich bin ja der Meinung, die Kinder sollen so viele verschiedene Sportarten ausprobieren, wie sie nur können – das kann nur gut für die Entwicklung sein. Und sind wir uns mal ehrlich: Snowboarden ist und bleibt der coolste Sport von allen! 😉

RIDE ON!