Stell’ dir vor: Es ist Pandemie und dein Kind muss ins Spital

Murphys Law, Selfulfilling Prophecy oder nennen wir es klassisch “Jetzt hob ichs vaschrian”. Die letzten Tage war es etwas ruhig um uns Danners und das hatte einen Grund: Wir mussten Mitte der Woche mit Noah ins Krankenhaus.

Jetzt ist es ohnehin schon ziemlich beschissen, wenn ein Kind sich verletzt und es ins Spital muss. Herrscht aber auch noch eine Pandemie und alle sind ohnehin etwas unentspannt, was den Kontakt mit anderen Menschen betrifft, ist die Sache nochmal eine andere.

Aber von vorn.

Seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen sind die Kinder – no na – daheim. Und mit jedem Tag wächst ihre Kreativität betreffend Freizeitgestaltung. Da wird schon mal mit verbundenen Augen die Böschung mit dem Bobby Car hinuntergerast oder vom Balkon aufs Trampolin gesprungen… Ich weiß, es ist nicht gerade pädagogisch wertvoll. Aber ich habe doch das eine oder andere Mal deutlich gemacht, dass sie bitte aufpassen sollen und wir jetzt in Corona-Zeiten fix nicht ins Krankenhaus fahren, nur weil irgendeine Aktion schiefgegangen ist.

Tja, was soll ich sagen. Ich habs vermutlich einmal zu oft gesagt.

Wenn du schon am Klingeln hörst, dass etwas passiert ist

Am vergangenen Dienstag war der Lagerkoller schon seeeeehr deutlich zu spüren im Hause Danner. Von der Früh weg war der Wurm drin, mag es am Vollmond gelegen haben oder einfach an der Gesamtsituation. Die Nacht war schlecht, wir haben alle nicht gut geschlafen. Zuerst ist Flo am Weg zur Frühsendung auf der Autobahn um 3 Uhr früh als Ersthelfer zu einem Autounfall gekommen. Daheim wurde ab dem Aufstehen viel gestritten zwischen unseren Burschen. Dann am Nachmittag hatte Theo die grandiose Idee, sich mit einem scharfen Küchenmesser eine Angel zu schnitzen. 3 Pflaster und viel Geschrei später hat Flo dann zu den Jungs gesagt, sie sollen sich zusammenpacken, sie machen noch eine kleine Radtour, um den Tag zumindest halbwegs positiv zu beenden. Schlechte Idee, wie sich herausstellen sollte.

Ich bin währenddessen daheim geblieben, um zumindest noch ein bisschen Sport zu machen und meinen Frust über die grantige Stimmung rauszuschwitzen. 20 Minuten später läutet mein Telefon und ich ahne schon, dass das nichts Gutes bedeuten kann. Flo ruft sonst nicht an, wenn er mit den Kindern unterwegs ist und weiß, dass ich trainiere. Ich höre zuerst nur Noahs bitterliches Weinen und dann erst Flos “Noah ist gestürzt und ich glaube, es ist ziemlich schlimm.”

Rettung rufen oder nicht?

Wären wir nicht in einer absoluten Ausnahmesituation dank Corona hätten wir nicht lange überlegt und sofort die Rettung geholt oder wären selbst in die nächste Notaufnahme gefahren. Noah ist mit seinem Rad gestürzt und ziemlich schlimm auf die linke Schulter gefallen. Am Telefon beschließen Flo und ich, nicht gleich ins Krankenhaus zu fahren, sondern zu unserer Kinderärztin, die ihre Ordi bei uns im Ort hat. Sie sollte zuerst einschätzen, ob wir in die Notaufnahme müssen oder nicht. So, wie macht an das in Zeiten von Social Distancing?

Flo hat Noah in die Ordi reingetragen, während Theo und ich heraußen vor dem Fenster gestanden sind und zugeschaut haben, wie die Ärztin Noah untersucht. Schrecklich, seinem 4-jährigen Kind aus der Ferne beim Weinen zusehen zu müssen und nichts tun zu können. Das Glück im Unglück war, dass unsere Kinderärztin an diesem Tag zufällig noch da war und Noah gleich angeschaut hat.

Wie bei der Mondlandung

Ziemlich schnell war klar, dass Noahs Schlüsselbein zumindest angeknackst, wenn nicht gebrochen ist. Die Ärztin lässt die Rettung rufen und Noah fährt mit Flo Richtung St. Pölten in die Unfallambulanz. Unsere Kinderärztin sagt, ich solle einstweilen mit Theo daheim warten, wir dürfen ohnehin nicht ins Krankenhaus: Corona sei Dank.

Zuhause packe ich hektisch einige Dinge zusammen für den Fall, dass Noah im Spital bleiben muss. Ich mache mir Gedanken, ob ich nicht hätte mitfahren sollen, schließlich hat Flo am nächsten Morgen Sendung und muss vielleicht in Quarantäne nach dem Spitalsaufenthalt. Andererseits hat Flo gleich gesagt, er fährt mit, nachdem er schon mit beim Arzt war und ohnehin schon kontaminiert sein könnte. Außerdem könne ich Noah nicht die ganze Zeit tragen, er schon. Lauter Dinge, die unter “normalen” Umständen einfach kein Thema wären.

Flo mit dem verletzten Noah im Krankenhaus

Flo erzählt später, wie spooky es im Krankenhaus momentan aussieht. Das Personal komplett vermummt wie bei einer Mondmission. Er wird in der Stunde, die sie dort verbringen, zigmal von Sanitätern, Krankenhauspersonal und Ärzten gefragt, ob sie Husten und/oder Fieber haben. Ob sie kürzlich in Italien oder Tirol waren und ob irgendeine Gefahr der Ansteckung bestehen würde.

Mindestens zwei Wochen Rucksackverband

Und trotz dieser ganzen Abartigkeit ist das Personal im Krankenhaus unglaublich lieb zu Noah, sehr empathisch und versucht, ihm den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Eine junge Ärztin unterhält sich mit Noah über die letzte Folge seiner Lieblingsserie und was er mit seinem Bruder am liebsten spielt.

Auch ohne Röntgen (“Das brauchen wir ihm gar nicht erst antun”) ist schnell klar, dass Noahs Schlüsselbein auf der linken Seite gebrochen ist. Er bekommt einen Rucksackverband – fragt mich nicht nach dem Fachausdruck – und muss diesen jetzt für zwei Wochen tragen. Mindestens, je nach Heilungsfortschritt.

Die gute Nachricht: Er darf alles machen, solange es nicht wehtut. Er schaut nur wirklich arg mitgenommen aus. Mit blauem Auge und Abschürfungen. Und trotzdem hatte er riesiges Glück.

Helm bringts!

Und eines hat sich wieder einmal bewiesen: Der Helm beim Radfahren ist nicht zur Gaudi da! Ein Wahnsinn, wie zerkratzt und verbeult Noahs Helm nach dem Sturz ist. Es hätte auch sein Kopf sein können. Dann lieber “nur” ein gebrochenes Schlüsselbein. Noah geht es den Umständen entsprechend ganz gut. Er kann halbwegs schlafen und mittlerweile auch wieder die meisten Dinge eigenständig machen. Natürlich hat er immer wieder Schmerzen, die wir ihm so gut wies geht erleichtern. Wir sind so unglaublich stolz auf unseren kleinen Helden, wie gut er mit der Situation umgeht und einmal mehr der Reminder: Hold your Babies close und habt euch lieb!

Bald kann Noah wieder losdüsen